Wie wir alle in den letzten Wochen erlebt haben, können Krisen als globale Schocks unerwartet und sehr plötzlich eintreten. Auch Startups und insbesondere ihre Finanzverantwortlichen müssen sich zukünftig verstärkt auf unerwartete Extremsituationen einstellen und sollten dafür ein Finance Playbook entwickeln und fertig in der Schublade haben. Denn wenn der Schock plötzlich eintritt und das Geschäftsmodell empfindlich trifft, ist schnelles Handeln geboten. Im Folgenden einige Gedanken als Anregung für euer eigenes Finance Playbook.
Diese Ziele sind jetzt wichtig
Im Krisenfall ist es das primäre Ziel, sicherzustellen, dass euer Startup die Krise überstehen kann. Allgemein betrachtet trifft das auf alle Startups zu. Im Detail muss jedes Startup individuelle Teilziele setzen und erreichen, zum Beispiel den Schutz der Mitarbeitenden, die Stabilisierung der Wertschöpfungskette, eine verbindende und enge Kommunikation mit Lieferanten und Kunden, regelmäßige Gespräche mit Investoren sowie eine laufend aktualisierte Finanzplanung und Sicherung der Liquidität, um den Fortbestand des Unternehmens zu gewährleisten. Denn wenn Umsätze plötzlich und massiv einbrechen und auch gerade keine Finanzierungsrunde vor dem erfolgreichen Abschluss steht, sinken auch die Geldbestände ganz schnell.
Vorbereitung auf unterschiedliche Szenarien
Auf die Finanzorganisation kommt während der Krise viel zusätzliche Arbeit zu. Sie muss die Finanzplanung nahezu täglich aktualisieren und muss gefühlt tonnenweise Sensitivitätsanalysen unter Antizipation der Krisenentwicklung in unterschiedlichen Szenarien durchführen. Mit dieser Arbeit sollte sie auch so schnell wie möglich beginnen, auch wenn die ersten Szenarien noch eher hemdsärmelig entwickelt werden. Wie geht man das an?
Am besten beginnt ihr mit den Umsatzerlösen und führt Sensitivitätsanalysen mit Szenarien für unterschiedlich starke Umsatzeinbrüche durch. Dabei solltet ihr kritische Fragen stellen. Zum Beispiel: Wie werden sich eure Kundinnen und Partner in der Krise verhalten, wie ändern sich ihre Bedürfnisse und wie wird das Geschäftsmodell eures Startups davon beeinflusst? Was tut ihr, wenn die Krise länger als 6 Monate dauert? Und was tut ihr, wenn zum Beispiel 50% oder 90% des Umsatzes für diesen Zeitraum wegbrechen? Wie könnt ihr zumindest einen Teil der Umsatzverluste mit Blick auf die Kostenseite kompensieren und wie wirken sich diese Maßnahmen auf eure Liquidität aus? In welchen Bereichen könnt ihr Kosteneinsparungen vornehmen, ohne die grundsätzlichen Zukunftsfähigkeit eures Startups zu gefährden?
Der Blick auf die Lage muss geradezu schonungslos ehrlich sein. In dieser Situation führt Schönfärberei in noch dunklere Ungewissheit. Wichtig ist die klare Bereitschaft, in verschiedenen Worse-Case- und Worst-Case-Szenarien zu denken, diese zu planen und nach Eintritt zu kommunizieren. Denn womöglich müssen je nachdem tiefe Kosteneinsparungen vorgenommen werden. Und das so schnell wie möglich. Solche Botschaften hört natürlich niemand gerne. Umso wichtiger wird eine überzeugende Krisenkommunikation. Wenn harte Einschnitte auf der Kostenseite unumgänglich sind, ist eine transparente und nachvollziehbare Kommunikation umso wichtiger.
Fazit
Insbesondere in Krisensituationen ist es wichtig, eine Bandbreite von möglichen Szenarien durchzuspielen, um euer Startup gut vorzubereiten. Ein Finance Playbook in der Schublade kann dabei helfen, schnell mit wirkungsvollen Handlungen loszulegen und für Informationen zu sorgen, die als wertvolle Unterstützung für strategische und taktische Entscheidungen des Startup-Managements dienen. Dabei solltet ihr nicht vergessen, dass ihr gerade in Krisen, deren Ende nicht klar absehbar ist, die Situation für das eigene Startup täglich neu bewertet solltet, um euer Handeln entsprechend anzupassen. Dabei steht jedes Startup vor Herausforderungen. Um diese zu meistern, beraten und unterstützen wir euch sehr gerne.
Kontaktformular